Konstantia Grigoroudi, FSJ 2018/2019

Liebe LeserInnen,

 

im folgenden Bericht werde ich euch von meinen Erfahrungen im FSJ beim Dachverband der Kleinen Freien Kita-Träger Tübingen e.V. erzählen. Manche von euch haben vielleicht dieselben Erfahrungen wie ich gemacht, manche von euch könnten durch diesen Bericht motiviert werden, selbst ein FSJ zu machen und manche, die Freiwilligendienste als sinnlose Zeitverschwendung sehen, werden hoffentlich verstehen, dass es für viele von uns eine unvergessliche Zeit war.

 

Nach der Schule wissen viele nicht wie es danach weitergehen soll, so erging es auch mir. Ich lebe erst seit 5 Jahren in Deutschland, also wusste ich nicht mal wie ich mich an Hochschulen bewerben könnte. Da ich unabhängig von meinen Eltern sein will, mir mein eigenes Einkommen wünsche, um selbst entscheiden zu können was in meinen Warenkorb reinkommt, und etwas Sinnvolles beitragen will, habe ich mich entschieden ein FSJ zu machen. 

 

Das alles passierte kurz vor dem Urlaub, also war die Wahrscheinlichkeit eine Stelle zu finden sehr gering. Das war mir bewusst. Doch nach einigen Tagen wurde ich eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch beim Dachverband der Kleinen Freien Kita-Träger Tübingen e.V.. Und schon hat sich mein Leben ein Stück weiter verändert.

 

Beim Gespräch fragten sie mich „Weißt du sicher was eine Kita ist? Möchtest du da sicher arbeiten?” Und ich sagte ja, ohne gewusst zu haben, was das alles bedeutet. Ich habe gleich eine Hospitationsstelle gefunden, in der Kindertagesstätte Casa KiTaNa. Ich, neu in Tübingen, ging hin und stellte mich vor. Dann stand es fest, nach dem Urlaub könne ich offiziell anfangen.

Die ersten paaren Tage waren die Schwierigsten. Da ich aber schon Arbeitserfahrung hatte, durch verschiedene Minijobs, habe ich mich nicht verschrecken lassen. 

 

Meine Aufgabe während des FSJ war die Betreuung der Kinder. In der Krippen-Gruppe, wo ich meine meiste Zeit verbracht habe sind die Kinder 0,5 bis 2,5 Jahren. Das heißt, ich habe mit den Kindern gespielt, gegessen, Bücher gelesen, sie getröstet, gewickelt und allgemein an ihrer Entwicklung teilgenommen. Außerdem war ich zuständig für die Hauswirtschaft, ich sollte also putzen, Wäsche waschen und aufhängen, organisieren, Tische putzen und decken, schauen ob uns Sachen fehlen, eigentlich alles was man zuhause auch macht. Weil das genau das ist, was für die Kindern aber auch für uns Erwachsenen ein wunderschönes, buntes harmonisches Haus ausmacht.

 

Am Anfang von meinem FSJ, war ich sehr unsicher in dem Umgang mit Kindern, denn ich hatte keinerlei Erfahrung. Durch das liebevolle Team und lange Gespräche über die Erziehung und Entfaltung der Kinder, habe ich mir immer mehr zugetraut. Und alles wurde viel spannender.

 

Durch mein FSJ habe ich persönlich wichtige Dinge gelernt über das Leben, mehr als man in der Schule je lernen könnte. Zum Beispiel habe ich gelernt, Grenzen zu setzen, authentisch und offen zu sein. Durch den Alltag habe ich gelernt Verantwortung zu übernehmen, und das Allerwichtigste ist, ich habe die wahre Liebe kennengelernt. Damit meine ich natürlich nicht, dass ich einen neuen Partner gefunden habe. Nein, nein. Damit meine ich, dass ich in den Augen dieser Kinder, die wirkliche, bedeutungsvolle, pure Liebe gefunden habe, die nichts zurückverlangt als nur das Glück des anderen.

 

Viele von uns, vor allem in meiner Generation, kennen Liebe nicht. Man kennt eine andere Art von Liebe oder vielleicht verschiedenen Formen der Liebe, aber man erkennt erst was Liebe ist, wenn man das Gefühl in den Augen eines Kindes entdeckt. Diese endlose kindliche Liebe, die nichts vom Aussehen, Status, Klamotten oder Intelligenz versteht. Die Liebe, die dich nimmt so wie du bist, und andersrum. Durch die Kinder habe ich gelernt mich und andere zu lieben und akzeptieren ohne Wenn und Aber. Ohne Vorurteile oder Hintergedanken, denn das Wichtigste findet man darüber hinaus.

 

Ich zähle mich zu den glücklichsten Menschen der Welt, nur wegen dieser Erfahrung. Die Chance, die Welt durch die Augen eines Kindes sehen zu dürfen, hat mir in meinem privaten Leben weitergeholfen. Ich habe sogar die Natur zum ersten Mal anders betrachtet, eben wie ein Kind. Auch wenn ich öfters mit einer matschigen Hose nach Hause gegangen bin. Ich weiß jetzt mit Sicherheit, dass ich eine Familie haben möchte und das ich mit Menschen im sozialen Bereich arbeiten möchte. Ich habe so viele neue Erfahrungen und Lektionen gelernt, durch die Arbeit mit den Kindern, aber auch durch die FSJ-Seminare beim Dachverband der Kleinen Freien Kita-Träger Tübingen e.V., dass ich es niemals in Worte fassen könnte. Mein Freiwilliges Soziales Jahr hat mein komplettes Leben verändert und ich bereue keine Minute davon. 

 

Ab September werde ich eine Ausbildung machen und ziehe in die Stadt, in der ich mein FSJ gemacht habe. Jetzt wo ich meine Augen geöffnet habe, für die kleinen schönen Dinge im Leben, bin ich bereit für mehr! 

 

Als Fazit, kann ich ehrlich sagen, dass ein FSJ nicht nur dazu da ist, um die Lücke in deinem Stundenplan zu füllen, sondern es ist eine Mini-Ausbildung zum Erwachsenen werden. Man geht allein hin und planlos, aus ganz persönlichen Gründe und geht weg mit dem Herzen voller Liebe, mit neuen Freunden, die man auch Familie nennen könnte, mit neuen Ansichten, Träumen und Zielen.

Probiert es aus und ihr werdet am Ende an meine Worte denken!

 

Ich würde ein FSJ nur weiterempfehlen!

Eure Konstantina